
Seit meinem zwölften Lebensjahr schreibe ich. Nur kurze Zeit später entdeckte ich auch das Tanzen und lernte die Kraft des Ausdrucks und der Gestaltung kennen. Durch Tanzrichtungen wie Modern, New Dance und (Kontakt-)Improvisation kam ich in tiefere persönliche und künstlerische Prozesse. Solo. Duo. Gruppe. Viele Jahre. Ein sehr kreatives, unglaublich erweiterndes Feld.
Musik hatte gleichzeitig immer eine grosse Bedeutung für mich. In eine andere Welt gleiten, sich tanzend darin verlieren. Selbst beim Tanzen ohne Musik ist eine innere Melodie da. Rhythmus, gegeben durch Puls, gegeben durch Herzschlag, durch Dynamik der Bewegung und durch Bewegungspausen. Im Raum. Im Atem. Im Ganzen. Bereits als Kind begann ich auch Musik zu machen und zwischen Blaskapelle, klassischer Musik, Meditationsmusik und Improvisation bewegte ich mich in meiner Jugend bereits in einem weiten Feld.
Mit Simon kam die Musik wieder stärker in mein Leben zurück. Er verführte mich mit seiner Gitarre. Wir sangen Beatles, Cohen, Piaf – und parallel experimentierten wir. Es begann sich etwas Eigenes zu formen und als Simon meine Texte entdeckte wurde unsere künstlerische Zusammenarbeit intensiver.
Ich war und bin auch schon immer eine Sucherin, die die Welt als Ganzes und in ihrer Komplexität verstehen möchte. Früh schon entdeckend, dass der Lebensweg als Frau andere Fragen mit sich bringt, dass wir alle mit Rollenbildern konfrontiert sind und die Identifikation mit der eigenen Geschichte (auch im Gesamten) wertvolle (manchmal auch schmerzliche) Auseinandersetzung bedeuten kann. Der Weg sich lohnt. Verständnis, Kraft und Mut gebend.
Beruflich habe ich ein Feld gefunden, in dem ich Kinder, ihre Eltern und die schulischen Bezugspersonen begleite, als „Psychomotorik Therapeutin“. Auch hier verbinden sich Körper, Seele und Geist. Alles gehört zusammen.
Die Suchende hat nun auch ihre Stimme gefunden, einen eigenen Ausdruck, um die Melodien und Texte mit anderen zu teilen, die das Leben in seinen vielen Facetten widerspiegeln. Im Lied die Kurzform einer Erzählung. Etwas Komprimiertes, das sich im Hören wieder entfalten kann in viele Bilder, Assoziationen.
Im gemeinsamen Musik machen fasziniert mich das nonverbal Verbundene, das gleichzeitige Atemholen, die Pausen, der Wiederbeginn, die Nuancen von Laut und Leise und wenn durch Mehrstimmigkeit und Instrumentenvielfalt aus einem Duo ein kleines Orchester wird.
Im Resonanzraum mit Menschen, die sich öffnen und auf unsere Kunst einlassen, bekommen wir ein wunderbares Geschenk.

Susan Gönner (http://susan-goenner.de)